Betriebliches Mobilitätsmanagement - was ist das eigentlich?
Beschäftigte, die mit dem Fahrrad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit einer Fahrgemeinschaft zur Arbeit kommen, können Geld und Zeit sparen.
Besonders bei der täglichen Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit tun sie Gutes für ihre Gesundheit: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) reichen bereits 30 Minuten moderate körperliche Bewegung pro Tag aus, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes um 50 Prozent zu verringern. Ähnliche Effekte sind belegt für die Risiken, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an einer Depression zu erkranken. Auch die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit Fußwegen verknüpft und sorgt so für Bewegung.
Mit Mobilitätsmanagement zeigen Unternehmen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Angestellten ernst nehmen und sich für ihr Wohlergehen einsetzen. Ein entscheidender Vorsprung im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.
Wer profitiert: Die Vorteile auf einen Blick
Beschäftigte
_ Positive Effekte auf die Gesundheit durch mehr Bewegung
_ Einsparen von Zeit und Stress auf dem Arbeitsweg
_ Etablieren von neuem, bewussterem Mobilitätsverhalten
_ Reduzierung von Kraftstoffverbrauch und Vollkosten für Pkw-Nutzung
_ Mobilitätsangebote wie zum Beispiel Dienstrad oder Jobticket
_ Leistung eines Beitrages zum Umweltschutz
Unternehmen
_ Einsparung von Kosten für Parkraum und Nutzfläche
_ Reduzierung des Krankenstand in der Belegschaft
_ Verringerung der Zahl der Wegeunfälle im Pkw-Verkehr
_ Steigerung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden
_ Förderung des sozialen Austauschs unter den Mitarbeitenden, z.B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Ziele
_ Stärkung der Attraktivität als arbeitgebendes Unternehmen
_ Verbesserung der CO2-Bilanz und ggfl Erreichbarkeit des Standortes
Handlungsfelder im Detail
Oftmals nutzen Mitarbeitenden für kurze Wegestrecken das Auto, die ebenfalls gut mit dem Fahrrad zurückgelegt werden könnten. Dazu tragen u.a. schlecht ausgebaute Fahrradwege oder fehlende Infrastrukturen auf dem Betriebsgelände bei. Um für Mitarbeitende die Nutzung des Fahrrades attraktiver zu gestalten, können Betriebe beispielsweise das Dienstradleasing fördern und so aktiv in die Gesundheit und Fitness der Belegschaft investieren. Ebenfalls werden Abgas- und Lärmemissionen, sowie der Flächenverbrauch reduziert.
Mögliche Maßnahmen:
- Schaffung von Duschen, Umkleideräumen und Reparaturmöglichkeiten
- Fahrradabstellanlagen mit ausreichend Platz und zusätzlichem Komfort durch Überdachung oder Sicherheitssystemen, wie z.B. Überwachungskameras
Verkehrsvermeidung
Die Entwicklung der Digitalisierung kann eine große Chance für die Einsparung von Verkehr sein. Durch die Möglichkeiten des Homeoffice und der Nutzung von Videokonferenzen, anstelle von Präsenzveranstaltungen, können Dienstreisen eingespart werden. Unternehmen können diese flexibleGestaltung in die betriebliche Strukturierung mit aufnehmen und so Kosten, Zeit und Ressourcen einsparen.
Mögliche Maßnahmen:
- Einführung von Homeoffice/mobilem Arbeiten
- Nutzung von Videokonferenzen
Fuhrparkoptimierung
Im Hinblick auf die betriebseigene Fahrzeugflotte können Anpassungen besonders durch den Einsatz von Dienstfahrzeugen, die nicht an einzelne Mitarbeitende gebunden sind (Fahrzeugpooling) oder die Umstellung auf alternative Antriebe vorgenommen werden. Sowohl die Bereitstellung von elektrobetriebenen Autos, sowie Pedelecs oder Lastenrädern, aber auch die dafür notwendige Infrastruktur können einen nachhaltigeren Fuhrpark stärken. Hinsichtlich der geeigneten Ladeinfrastruktur kann es sinnvoll sein mit den städtischen Stromversorgern in Kontakt zu treten, sich beraten und über mögliche Förderungen informieren zu lassen.
Mögliche Maßnahmen:
- Ausbau der Fahrzeugflotte mit Elektro/Hybridantrieb
- Ausbau der (Lade-)Infrastruktur
- Einführung einer Car Policy
- Poolfahrzeuge
Weitere Infos zum Thema E-Auto Förderung
Optimierung von Dienstwegen und Dienstreisen
Dienstreisen und Fahrten zu anderen Betriebsstellen, werden oftmals mit dem Auto zurückgelegt, da einen lückenlosen Tür-zu-Tür-Transfer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich ist. Inzwischen gibt es jedoch eine Reihe an Lösungen, wie z.B. die Kombinierung mehrere Verkehrsmittel, die dieses Problem lösen können. So können Klappräder oder Roller kostenlos mit in den Bus und die Bahn genommen und für die "erste und letzte Meile" genutzt werden. Auch die Bereitstellung von „Bike and Ride“ Stationen am Betriebsgelände und Haltestellen oder die Nutzung von externen Pendler Apps kann zur Optimierung führen.
Mögliche Maßnahmen:
- Kombination verschiedener Verkehrsmittel
- Nutzung ganzheitlichen Verkehrsapps
Förderung von Fahrgemeinschaften
Obwohl Mitarbeiter*innen häufig aus ähnlichen Richtungen zur Arbeit fahren, ist der alleinig genutzt PKW das beliebteste Verkehrsmittel für den Arbeitsweg. Dabei kann eine aktive Förderung von firmeninternen Fahrgemeinschaften vielerlei Vorteile für den Betrieb und die Belegschaft mit sich bringen. So kann beispielsweise der Parkdruck auf und um das Betriebsgelände gesenktwerden, Mitarbeiter*innen finden entspannter einen Parkplatz und können durch geteilte Kosten Vollkosten sparen. Betriebe können Fahrgemeinschaften fördern, indem sie u.a. reservierte Stellplätze für die Fahrgemeinschaften und Alternativen zur Heimfahrt zur Verfügung stellen, kostenlose jährliche Werkstattbesuche anbieten oder firmeninterne Plattformen und Veranstaltungen für die Organisation und den Austausch zu Fahrgemeinschaften fördern. Der soziale Austausch in der Belegschaft wird so aktiv von Unternehmensseite unterstützt und gefördert.
Mögliche Maßnahmen:
- Ausgewiesene Parkplätze für Fahrgemeinschaften
- Mobilitätsgarantie für die Heimfahrt
- Einführung einer Fahrgemeinschaftsplattform
Stärkung öffentliche Verkehrsmittel
Der öffentliche Nahverkehr kann ein nachhaltige alternative Mobilitätslösung darstellen, kommt jedoch besonders im ländlichen Raum durch schlechte Anbindungen und unregelmäßige Fahrzeiten gegen den PKW nicht an. Betriebe haben trotz dessen die Möglichkeit durch die Bezuschussung von Bus- und Bahnkarten oder Jobtickets Mitarbeitende zu motivieren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren. Auch die Kommunikation mit den Verkehrsbetrieben und das Kooperation mit Nachbarunternehmen kann z.B. den Ausbau von Haltestellen bewirken.
Mögliche Maßnahmen:
- Fahrtkostenzuschuss für ÖPNV-Tickets / Jobtickets
- Abfahrtsmonitore in den Eingangsbereichen mit Echtzeitdaten
- Betriebsbusse für häufig frequentierte Pendelwege
Weitere Infos zum Thema Jobticket.
Kommunikation / Change Management
Die Änderungen, die Unternehmen für eine nachhaltigere Mobilität vornehmen, haben nur bedingt Vorteile, wenn sie nicht klar kommuniziert werden. Solange Mitarbeitende nicht über die Angebote und Maßnahmen informiert werden, ist die Nutzung dieser eher gering. Unternehmen sollten daher die Angebote aktiv und motivierend bewerben. So kann auch die Attraktivität als Betrieb gesteigert werden, der sich aktiv für das Wohl seiner Mitarbeitenden einsetzt. Der Fokus sollte nicht nur auf den Mobilitätsangeboten liegen, sondern auch die Vorteile für die Mitarbeitenden hervorheben. Dafür können Informationsveranstaltungen und regelmäßige Beiträge per Newsletter oder das Intranet nützlich sein.
Mögliche Maßnahmen:
- Newsletter zur betrieblichen Mobilität
- Angebote für (neue) Mitarbeitende, zB. individuelle Arbeitswegberatung
- Mobilitätsaktionstage
Anreizsysteme
Veränderung braucht manchmal einen kleinen Ansporn. So sollten diejenigen Mitarbeitende die eine nachhaltigere Mobilität unterstützen, auch dafür belohnt und wergeschätzt werden. Dabei können Anreize, wie Prämien für Radfahrende oder Fahrgemeinschaften, Mobilitätsbudgets (Budget für verschiedene Mobilitätsanbieter) oder auch die Unterstützung bei der Anschaffung neuer nachhaltiger Verkehrsmittel, die Nutzung von Alternativen zum PKW attraktiver machen. Auch die Teilnahme an Wettbewerben, wie der Klima-Pendel-Challenge oder Mobilitätstagen kann auf eine „spielerische“ Weise Mitarbeitende motivieren, sich mit dem wichtigen Thema der nachhaltigen Mobilität auseinanderzusetzen.
Mögliche Maßnahmen:
- Innerbetriebliche Wettbewerbe zum CO2-Sparen
- Mobilitätsbudgets
- Prämien für umweltbewusstes Mobilitätsverhalten
- Teilnahme an Aktionen wie der Klima-Pendel-Challenge
- Bereitsstellung eines Testfuhrparks für Mobilitätsalternativen