31.03.2016

Siemens-App SiBike: Grüne Ampeln für Radfahrer

Wer mit dem Fahrrad durch die Innenstadt fährt, ist oft im Nachteil. Das liegt nicht nur an zugeparkten Fahrradstreifen, sondern vor allem an den vielen Ampelkreuzungen. Denn anders als Autofahrer, die mit einer bestimmten Geschwindigkeit mehrere Ampeln während der Grünphase überqueren können, haben die langsameren Zweiradfahrer oft das Nachsehen und stehen vor roten Ampeln. Siemens nimmt sich dieses Problems an und entwickelt derzeit eine App namens SiBike. Mithilfe des Programms sollen auch Radfahrer von der grünen Welle im Stadtverkehr profitieren.

„Grüne Welle“ – bislang auf den Autofahrer ausgerichtet

Die sogenannte „grüne Welle“ wurde bereits vor knapp 100 Jahren in Salt Lake City eingeführt. Zu dieser Zeit sollte in erster Linie der Verkehrsfluss verbessert werden. Heute geht es auch um die positiven Begleiterscheinungen: Indem die Signalprogramme benachbarter Kreuzungen aufeinander abgestimmt werden, kann die Mehrzahl der Fahrzeuge bei einer bestimmten Geschwindigkeit mehrere Kreuzungen überqueren – ohne zu halten. Das verringert sowohl den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge als auch ihren Schadstoffausstoß. Bundesweit ist die Schaltung von rund drei Viertel aller innerstädtischen Ampeln aktuell auf Autofahrer ausgerichtet.

App verlängerte Grünphase für Fahrradfahrer

Mit der App SiBike nimmt Siemens nun die Interessen der Fahrradfahrer in den Blick. Auch wenn sie in der Regel langsamer als Autofahrer sind, sollen sie die Ampeln während der Grünphasen erreichen. Und das funktioniert wie folgt: Zunächst muss der Radfahrer seine GPS-Ortung aktivieren. Dann nimmt die SiBike-App knapp 60 Meter vor der nächsten Ampel automatisch Kontakt zu städtischen Verkehrsleitzentrale auf. Wenn diese den Standort des Radfahrers und seine Geschwindigkeit erkennt sowie die nächstgelegene Ampel grün zeigt, wird ein Signal an die Lichtanlage gesendet. Durch das Signal verlängert die Ampel ihre Grünphase um einige Sekunden. Damit steigt die Chance des Fahrradfahrers, die Kreuzung bei Grün passieren zu können. Um die Wartezeit für die Pkw-Fahrer nicht zu sehr zu erhöhen, kann die Grünphase nur einmal verlängert werden.

Praxistest von SiBike läuft bereits

Marktreif ist die Siemens-App noch nicht. Zunächst testet das Unternehmen das Programm in Bamberg, wo der Fahrradanteil rund 30 Prozent beträgt. Siemens hat in der oberfränkischen Stadteine Teststrecke mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet. Anfang April soll SiBike auf der Intertraffic-Messe in Amsterdam vorgestellt werden. Für Siemens liegen die Vorteile der App auf der Hand: Zum einen würden mehr Personen das Auto stehen lassen und auf das Fahrrad umsteigen – was den Verkehr und den Lärm reduzieren würde. Zum anderen sei eine Programmierung der Ampelanlagen relativ leicht und preiswert zu bewältigen. Ob das Konzept erfolgreich sein wird und genügend Städte bereit sind, in den Umbau der Infrastruktur zu investieren, wird sich zeigen. So oder so bleibt eine Grüne Welle stets ein Kompromiss, da sie nicht auf alle Verkehrsteilnehmer und die sich über den Tag verändernden Verkehrsbedingungen reagieren kann.

Wie die App in der Praxis funktioniert, zeigt Siemens hier.