28.04.2016

Selbstfahrender Minibus WEpod erstmals auf öffentlichen Straßen unterwegs

Das Thema autonomes Fahren ist mit großen Erwartungen verbunden: Selbstfahrende Autos, LKWs und Busse könnten den Verkehr in Zukunft komfortabler, effizienter und sicherer machen. Wenn Fahrzeuge automatisch ihre Geschwindigkeit an die Verkehrsdichte anpassen, in perfektem Abstand zueinander fahren und immer die optimale Route wählen, könnten überflüssige Kilometer, Staus, Abgase und nicht zuletzt auch Unfälle vermieden werden.

Niederländisches Projekt, französische Technik

Ein aktuelles Projekt in den Niederlanden zeigt, dass neben Autos auch Busse Fortschritte beim autonomen Fahren machen. Ab Mai werden zwei selbstfahrende Minibusse des französischen Herstellers EasyMile zwischen den Städten Ede und Wageningen pendeln. Das Besondere: Die WEpod genannten Busse fahren nicht auf einem Testparcours, sondern auf öffentlichen Straßen und sind damit gemeinsam mit anderen Verkehrsteilnehmern unterwegs. Die lokale Regierung finanziert das Projekt mit 3,4 Millionen Euro.

Fahrgäste können Busse per App rufen

Die Minibusse sollen Besucher zwischen dem Bahnhof der Stadt Ede und dem Campus der Universität Wageningen transportieren. Die Strecke ist etwa sieben Kilometer lang und führt über mehrere Straßen und Kreuzungen. Obwohl der Campus keinen eigenen Bahnhof hat, ist er damit problemlos für Zugreisende zu erreichen. Die Fahrgäste müssen sich nicht nach einem festen Fahrplan richten, sondern können die Minibusse individuell per App anfordern und einen Sitzplatz reservieren. Die Fahrzeuge kommunizieren untereinander und entscheiden abhängig von Reservierungswünschen, Position und Richtung selbst, welches Fahrzeug die Fahrgäste wann abholt.

Busse reagieren auf Ampeln und Fußgänger

In jedem der Minibusse finden sechs Fahrgäste Platz. Das Fahrzeug ist mit verschiedenen Navigations- und Steuertechniken ausgestattet. Neben GPS zählen Kamera-, Radar- und Lasersysteme hierzu. Im Zusammenspiel ermöglichen sie es, dass die Busse den richtigen Weg finden, auf Fußgänger oder Ampelanlagen reagieren und sich auch nicht durch empfangshindernde Bäume oder Äste stören lassen. Die Technik ist allerdings noch nicht völlig ausgereift: So haben die Entwickler die Geschwindigkeit der Busse auf 25 km/h begrenzt und setzen sie nur bei Tageslicht ein. Darüber hinaus gibt es eine Zentrale, in der Menschen die Busse überwachen und im Notfall eingreifen können.

Wenn sich die Technik bewährt, könnten selbstfahrende und nachfragegesteuerte Busse das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs insbesondere in ländlichen Gebieten deutlich verbessern und dazu beitragen, das Problem der „letzten Meile“ zwischen Haltestelle und Zielort zu lösen.