18.03.2016

Durchwachsene Jahresbilanz der Deutschen Bahn: Rote Zahlen und Verzögerungen bei Kundenoffensive

Die Deutsche Bahn hat in dieser Woche ihre Bilanz für das Jahr 2015 vorgestellt. Der Konzern macht vor allem im Bereich Güterverkehr Verluste. Auch die Kundenoffensive kommt nur langsam voran.

Die Zahlen sind ernüchternd: 1,3 Milliarden Euro Verlust hat die Deutsche Bahn im Jahr 2015 nach Steuern gemacht, das ist das erste Minus seit über zehn Jahren. Die Nettofinanzschulden des Konzerns stiegen damit auf 17,5 Milliarden Euro. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei knapp einer Milliarde Euro. Die Verantwortlichen um Bahnchef Rüdiger Grube erklären die schlechten Zahlen vor allem mit dem Güterverkehr, der 2015 um 4,3 Prozent  zurückging und bereits länger in der Krise steckt. Als Reaktion plant die Bahn, zahlreiche Güterbahnhöfe zu schließen und einen Teil ihres Auslandsgeschäfts zu verkaufen.

Regionalverkehr schrumpft - Fernverkehr wächst

Im Personenverkehr ist die Lage etwas besser. Während die Zahl der Fahrgäste im Regionalverkehr der Bahn zwar um 1,2 Prozent und damit etwa 30 Millionen zurückging, stieg zumindest die Zahl der Nutzer des Fernverkehrs. Sie erhöhte sich um 2,2 Prozent und lag 2015 bei 132 Millionen. Der Fernverkehr der Deutschen Bahn konnte 2015 also wachsen, was viele Beobachter auf die mehrfach angebotenen Aktionstickets für 19 Euro zurückführen. Sie locken oftmals junge und preissensible Kunden in die Züge. Gewinn lässt sich mit den günstigen Tickets allerdings kaum machen.

Kundenoffensive kommt nur langsam voran

Die 19-Euro-Tickets sind Teil der Kunden- und Qualitätsoffensive der Deutschen Bahn, die sie in Reaktion auf die wachsende Konkurrenz durch die Fernbusse Anfang 2015 ausgerufen hatte. In anderen Bereichen kommt das neue Fernverkehrskonzept allerdings nicht so gut voran. Auch 2015 waren wieder viele Züge verspätet – oft zum besonderen Ärgernis von Pendlern, die es dann nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit schaffen oder von Reisenden, die ihren Anschlusszug verpassen.

Reservierungen bleiben vorerst kostenpflichtig

Die für 2016 angekündigte Abschaffung der Kosten für die Reservierung eines Sitzplatzes in der zweiten Klasse in Höhe von 4,50 Euro hat die Bahn verschoben – auf 2017 oder später. Ähnliches könnte mit dem flächendeckenden Internet für Bahnkunden passieren, das ebenfalls für 2016 angekündigt worden war: Vermutlich werden nicht alle Züge die notwendige Technik, die laut Bahn bereits entwickelt und erfolgreich getestet wurde, im Laufe des Jahres erhalten.

Schnellere Umsetzung ist gefragt

Die Gründe für Verluste der Bahn liegen damit nicht nur im Güterverkehr, sondern hängen auch mit einer veränderten Preispolitik und Investitionen im Fernverkehr zusammen. Durch die neue Strategie im Fernverkehr sollen die Fahrgastzahlen und damit mittelfristig auch die Einnahmen der Bahn steigen. Damit diese Kalkulation aufgeht und die Bahn bald wieder Gewinne einfährt, ist es aber nötig, dass die angekündigten Verbesserungen möglichst zeitnah realisiert werden. Ansonsten könnten die Neukunden schnell wieder verloren gehen oder zumindest nicht bereit sein, auch einmal mehr als 19 Euro für ein Ticket zu bezahlen.