05.02.2016

Besser Pendeln im Zug dank Sitzplatzreservierung?

Seit Ende Januar können Pendler in Metronom-Zügen wieder kostenlos einen Sitzplatz reservieren. Die private Betreibergesellschaft kehrt nach mehrjähriger Pause zu dem umstrittenen Modell zurück, das es auch in anderen Teilen Deutschlands gibt.


Wer täglich mit dem Zug zur Arbeit fährt, kennt das Problem: Zu den Stoßzeiten am Morgen und Abend können die Wagons extrem voll sein, sodass ein Teil der Fahrgäste stehen muss. An Ausruhen, Lesen oder gar Schlafen ist dann nicht zu denken. Pendler in Norddeutschland haben seit Ende Januar die Möglichkeit, sich dauerhaft einen Sitzplatz zu reservieren und damit dem Gedränge im Gang zu entkommen. Das Angebot ist kostenlos und gilt für alle Monats- oder Jahreskarteninhaber, die den Metronom nutzen. Die blau-gelben Regionalzüge der privaten Betreibergesellschaft verkehren unter anderen auf den Routen Bremen-Hamburg, Hamburg-Uelzen sowie Hannover-Göttingen.

Reservierungen online vornehmen

Über ein Online-System können Pendler kostenlos einen „Stammplatz“ reservieren, pro Zug stehen hierfür 50 Plätze zur Verfügung. Die Reservierung ist auf Werktage sowie eine gleichbleibende Hin- und Rückfahrtzeit beschränkt und muss binnen einer Woche nach Anmeldung von einem Zugbegleiter bestätigt werden. Anschließend ist sie für mehrere Monate gültig und wird im gewählten Zug in einem kleinen Display am jeweiligen Sitzplatz angezeigt.

Besonderheit für Regionalzüge

Reservierungen waren im Metronom bereits in der Vergangenheit möglich. Aufgrund von technischen Problemen wurde das System allerdings mehrfach ausgesetzt, zuletzt 2013. Die Züge des Metronom sind mit der Reservierungstechnik ausgestattet, um einen besonderen Service für die Fahrgäste zu bieten. Im Großteil aller Regionalzüge gibt es hingegen keine Reservierungsmöglichkeit, Ausnahmen sind kleinere Eisenbahngesellschaften in Süddeutschland wie Agilis und Alex. Auch hier richtet sich das Angebot an Pendler mit Dauerkarten.

Angebot führt zu Kritik

Von verschiedenen Seiten gibt es Kritik am Reservierungsangebot im Metronom. Fahrgastvertreter halten die Anzahl der reservierbaren Plätze von 50 Stück angesichts einer Gesamtkapazität von 600 bis 800 Plätzen pro Zug für zu deutlich zu gering. So kann nur ein kleiner Anteil der Pendler vom Angebot profitieren. Auf der anderen Seite gibt es grundsätzliche Kritik an den Reservierungen, da sie Dauerkarteninhaber bevorteilen. Fahrgäste, die unregelmäßig fahren, haben zukünftig eine geringere Chance auf einen Sitzplatz als bisher. Reservierungen bieten somit zwar mehr Komfort für Einzelne, sind aber keine Lösung für überbelegte Züge. Hier könnten mehr Wagons pro Zug oder einer höheren Taktung Abhilfe schaffen.